Zum zweiten Mal in Folge musste sich die Deutsche Fußballnationalmannschaft noch vor dem Achtelfinale geschlagen von einer WM zurückziehen. Das letzte Mal war in Russland 2018 – jetzt in Katar. Große Hoffnungen auf einen Einzug ins Finale hatte „die Mannschaft“ ohnehin nicht wecken können: Im Gegensatz zu 1954, als das Land in Trümmern lag und man sich auf dem Rasen wieder als Nation behaupten musste, im Gegensatz zu 1974, als, stolz und selbstbewusst, die Mannschaften aus West- und Ostdeutschland aufeinandertrafen, im Gegensatz zur Wiedervereinigungs-WM 1990 und selbst zur WM 2014 geht es beim aktuellen Zirkus nicht mehr um den Kampf fürs eigene Land, sondern nur noch um die ideologische Vermarktung einer Gesinnung: Dass das für den Weltmeistertitel nicht reicht, hat sich inzwischen ebenso herumgesprochen wie die Tatsache, dass das politische Konzept des DFB von der SPD-nahen Kommunikationsagentur BrinkertLück ausgebrütet wurde, die auch den Bundeskanzler berät. Wen wundert es da, dass sich die meisten Spieler – von Manuel Neuer und Leon Goretzka abgesehen – politisch instrumentalisiert fühlten und der Zwist in die Mannschaft Einzug hielt?
Doch Schwamm drüber, für dieses Mal ist der Tugend-Fußball am Ende und Deutschland höchstens Weltmeister im Lächerlichmachen seiner selbst. Merke: Wer sich mit einer Kultur identifiziert, weiß genau, wofür er antritt. Kulturen überdauern die Zeiten, Ideologien nicht – auch wenn es manchen Leuten noch so viel Spaß macht, mit Bekenntnis-Armbinden herumzulaufen.