Vom 26. bis 28. Juni kamen die führenden Politiker der Wirtschaftsnationen USA, Frankreich, Italien, Deutschland, Großbritannien, Kanada und Japan in Elmau (Garmisch-Partenkirchen) zu einem Gipfeltreffen der G7 zusammen, das den Steuerzahler 180 Millionen Euro gekostet hat. Vor Ort waren 18.000 Polizisten im Einsatz – und fünfzig handverlesene, das heißt auf Ungefährlichkeit geprüfte Demonstranten, die mit Polizeibussen in Sichtweite des Schlosses Elmau gebracht wurden, um dort zu „protestieren“. Ergebnisse des Gipfels: Verurteilung des russischen Angriffskrieges – Solidarität mit der Ukraine – Aufwertung politisch opportuner Organisationen der Zivilgesellschaft.
Doch wer ist da eigentlich zusammengekommen? Sind das wirklich „die wichtigsten Staatschefs der Welt“, wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder twitterte? Und repräsentieren diese Leute nach wie vor die bedeutendsten Industriestaaten der Welt? Sind sie wirklich in der Lage, die Weltwirtschaft zu steuern, wenn doch die Volksrepublik China seit 2016 als größte Volkswirtschaft des Erdballs gilt und Indien inzwischen auf Platz fünf rangiert?
Beide Nationen, also China und Indien, unterhalten zu Russland intensive wirtschaftliche Beziehungen, die durch die westlichen Sanktionen noch enger geworden sind. Während unsere Eliten davon phantasieren, die Sanktionen könnten den Sturz Wladimir Putins herbeiführen, ist in Wahrheit eine tiefgreifende Verschiebung der Handelsbeziehungen eingetreten. Unter den Staaten, die die gegen Russland gerichteten Sanktionen nicht mittragen, bildet sich eine bislang informelle Allianz, die der Sprecher der Duma als „neue G8“ bezeichnet hat. Gemeint sind damit vier von fünf BRICS-Staaten, nämlich Indien, China, Brasilien und natürlich Russland, sowie Indonesien, Iran, die Türkei und Mexiko. Schlössen sich diese Staaten zu einer „neuen G8“ zusammen, so läge deren gemeinsamer Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt um 24,4 Prozent vor der alten G8 (G7 plus Russland).
Russland ist weltweit also keinesfalls isoliert – im Gegenteil. Wer die Staatschefs in Elmau beobachtet hat, hat vor allem Überheblichkeit und propagandistische Phrasendrescherei erlebt. Dabei wird es langsam Zeit, vom hohen Ross herunterzukommen und den Realitäten ins Auge zu sehen: Der Westen steigt ab – und wir mit ihm. Sowohl in Deutschland als auch in den USA herrscht Rekordinflation, die Wirtschaft schrumpft. Als Sündenbock müssen Russland und der Krieg in der Ukraine herhalten, während die wirklichen Ursachen vertuscht werden: nämlich der Zusammenbruch der Lieferketten infolge der desaströsen Corona-Politik, die auch als Hauptgrund für die aufkommende Hungerkatastrophe in Afrika zu benennen ist.