Angriffe auf Kirchen sind ein Angriff auf unsere Kultur
In unserem Nachbarland Frankreich werden jährlich rund 1.000 Kirchen Ziel von Vandalismus und Brandstiftung. Nur die spektakulärsten dieser Taten gelangen in die Berichterstattung von Mainstreammedien – etwa der an mehreren Stellen planmäßig gelegte Brand in der Kathedrale von Nantes 2020, der die historische Orgel zerstörte. Auch bei uns nimmt die Zahl der Kirchenschändungen rapide zu.
Die Taten reichen vom Pinkeln ins Weihwasserbecken, Schmierereien und mutwillig vergossenem Kerzenwachs über eingeschlagene Fenster, Diebstähle und Sachbeschädigung bis hin zu systematischer Brandstiftung. Einige Beispiele:
Im Mai warf ein polizeibekannter 38-jähriger Kroate einen Stein durch ein Fenster der katholischen Propsteikirche Sankt Trinitatis in Leipzig: 170.000 Euro Schaden. Im gleichen Monat wurde die gotische Madonna der Dortmunder Propsteikirche mit Wachs übergossen; es war bereits der zweite Anschlag, der auf das Kunstwerk auf dem 15. Jahrhundert binnen eines Jahres verübt worden war, und überdies war erst im Januar in der gleichen Kirche eine Krippe in Brand gesteckt worden.
Ebenfalls im Mai wurde die protestantische Heilandskirche am Port von Sacrow in Potsdam mit linksextremen Parolen („Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“) beschmiert; die Kirche zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Im August wurden in der Frauenkirche in Görlitz Vitrinen eingeschlagen, Orgelpfeifen herausgerissen und Statuen im Hauptaltarraum in Trümmer geschlagen: Vermutet wird, dass die Täter auf der Suche nach Buntmetall waren.
Im Oktober traf es evangelische Emmauskirche in Leipzig-Sellerhausen: Das Altarkreuz wurde gestohlen, der Orgelraum verwüstet, Brandstiftung versucht.
Im November wurden in der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Offenburg Chorraum und Seitenflügel verwüstet, das Weihwasserbecken zerschlagen und ein Kreuz aus dem Hochchor als Keule verwendet, um damit auf Einrichtungsgegenstände einzuschlagen.
Im Dezember entwendeten Diebe die 400 Kilogramm schwere Glocke aus der St. Josef Kirche in Gelsenkirchen, deren Inventar bereits in den Jahren zuvor um Bronzekunst erleichtert wurde.
Und zu Weihnachten wurde us der im 18. Jahrhundert gefertigten Krippe der Münchner Jesuitenkirche Sankt Michael das Jesuskind gestohlen – Beispiele, deren Reihe sich beinahe beliebig fortsetzen lässt.
Diese oft nur auf lokaler Ebene bekanntwerdenden, als isolierte Fälle betrachteten Vorgänge sind in Wahrheit Episoden eines immer massiveren Angriffes nicht nur auf die Sakralkultur in Deutschland, sondern auch auf unsere Geschichte und unsere Identität. Ob Christ oder Atheist, dieser Angriff zielt auf uns alle. Daher meine Anregung: Besuchen Sie mal die Kirche um die Ecke, zünden Sie eine Kerze an und nehmen sich die Zeit, Altar, Kanzel, Taufbecken und Kultgegenstände ganz genau zu betrachten – denn morgen können die schon gestohlen, verbrannt oder zertrümmert sein.