Vor genau 50 Jahren, am 2. März 1972, stellte eine vom sogenannten „Club of Rome“ beauftragte und von der VW-Stiftung finanzierte Wissenschaftlergruppe in Washington D.C. einen aufsehenerregenden interdisziplinären Bericht vor, der den Titel trug: „The Limits to Growth“, zu Deutsch: „Die Grenzen des Wachstums“. Das gleichnamige Buch wurde zum Weltbestseller und verkaufte sich, in 30 Sprachen übersetzt, etwa zwölf Millionen Mal. Die Forscher des „Club of Rome“ waren die ersten, die einen systemischen Ansatz zum Verständnis globaler Menschheitsherausforderungen populär machten. Das heißt, sie untersuchten die Wechselwirkungen komplexer Prozesse und nutzten dafür – erstmals – auch computergestützte Modelle, die ihnen folgende Fragen beantworten helfen sollten:
– Wohin führt exponentielles Wachstum in einem begrenzten System?
– Wo liegen die Grenzen unserer natürlichen Ressourcen?
– Für welchen Zeitraum stehen den Industrienationen die dringend benötigten Rohstoffe noch zur Verfügung?
– Welche Bedrohungen erwachsen aus der Zerstörung ökologischer Grundlagen?
– Und vor allem: In welchem Tempo und bis zu welcher Zahl wird die Menschheit weiter wachsen?
Die Autoren des Berichtes warnten: Werden die Wachstumsgrenzen erreicht, also die Rohstoffe verbraucht oder die Umwelt nachhaltig geschädigt, so folgt daraus zwangsläufig das Absinken der industriellen Produktion und der Bevölkerungszahl – also ein zivilisatorischer Zusammenbruch einschließlich Massensterben.
Aus heutiger Sicht muss man den Bericht differenziert betrachten. Vor allem erscheint er uns als Vorläufer jener Katastrophenszenarien, die sich mit dem Narrativ vom „menschengemachten Klimawandel“ verbinden. Zu den Verdiensten des Berichtes gehört es jedoch, ein Thema auf die Bühne gebracht zu haben, von dem damals viel und heute fast gar nicht mehr die Rede ist: nämlich die ungebremste Zunahme der Weltbevölkerung. Damals sprach man von „Bevölkerungsexplosion“.
Wenn wir heute vom ökologischen Zustand der Welt sprechen, dann ist die Überbevölkerung der Elefant im Raum. Man muss sich das Wachstum der Menschheit einmal vor Augen führen: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bevölkerten 1,6 Milliarden Menschen die Erde. 1965 waren es schon doppelt so viele. Im Jahr 2000 zählte man dann sechs Milliarden Menschen. Bis zum Jahr 2020 hat sich ihre Zahl auf 7,8 Milliarden erhöht. Für 2050 wird die Zahl von zehn Milliarden Menschen prognostiziert.
Dennoch hat sich in den letzten Jahrzehnten eine allgemeine Aufmerksamkeitsverschiebung vollzogen, weg vom Bevölkerungszuwachs der Entwicklungsländer und hin zum Schadstoffausstoß der Industrieländer, in denen zudem der Ressourcenverbrauch-pro-Kopf wesentlich höher liegt. Dabei wird jedoch die Tatsache ausgeblendet, dass die Fertilitätsrate in den westlichen Ländern fast überall rückläufig ist oder auf einem niedrigen Niveau stagniert. Demgegenüber wächst die Bevölkerung in Regionen Süd- und Mittelamerikas, Asiens, des Nahen und Mittleren Ostens, vor allem aber in Afrika, dem bevölkerungsreichsten Kontinent der Erde, und dort besonders in den Subsahara-Staaten – mit Geburtenraten von durchschnittlich bis zu 8 Kindern pro Frau. Den meisten dieser Kinder steht unweigerlich ein Leben in Armut bevor.
Was für dramatische Folgen das dynamische Bevölkerungswachstum für die afrikanischen Länder hat, schildere ich in meinem Buch „Denken wir Afrika“. Und auch in meinem kommenden Buch wird das ungebremste Wachstum der Weltbevölkerung eine wesentliche Rolle spielen. Für mich ist nicht der Klimawandel, sondern dieses dynamische Bevölkerungswachstum die größte Herausforderung für die Menschheit. Denn es ist eben dieses Bevölkerungswachstum, das – genau wie der Club of Rome bereits vor einem halben Jahrhundert feststellte – sämtliche Folgeprobleme nach sich zieht. Umweltzerstörung, Abholzung, Versteppung, Überfischung – all das ist eine Folge von „zu viel Mensch“ und hat mit Klimawandel überhaupt nichts zu tun.
Machen wir uns nichts vor: Zehn Milliarden Menschen, die alle auf westlichem Niveau leben und konsumieren wollen – das ist nicht möglich. Und dazu kommt noch: Je knapper die Ressourcen werden, umso größer die Gefahr von Kriegen und bewaffneten Konflikten. Die Begrenzung der Weltbevölkerung ist daher ein Gebot der politischen Vernunft.